Warum sind Bauern und Landwirte Helden?

Hast du auch Lust auf Gesundheit von Grund auf? Auf Wohlstand von Grund auf? Auf Frieden von Grund auf? Auf Unabhängigkeit von Grund auf? Im wahrsten Sinne des Wortes!

Meine These dazu: Der Landwirt sollte genau dafür der wohlhabendste Mensch in unserer Gesellschaft sein.

Oder man könnte auch schreiben: Die Landwirtschaft und die Arbeit mit dem Boden bietet die Lösung für viele Probleme unserer Zeit.

Ein großes Vorbild ist hier Viviane Theby, sie hat die Chancen erkannt. Und führt zusammen mit ihrem Mann einen Betrieb und sie lernt Tag für Tag was es bedeutet einen Hof ganzheitlich und erfolgreich zu führen.

Das Video gibt einen kleinen Einblick:

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Mit Heiner Willenborg durfte ich auf seinem Betrieb auch ein wunderbares und spannendes Gespräch führen – was weiter dazu beitragen soll, dass Verbraucher und Landwirte enger zusammen rücken:

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Der Boden ist ein sehr spannendes Thema und birgt wie eingangs beschrieben viele Chancen zur Verbesserung, auch der unserer Gesundheit. Viviane Theby führt uns mit diesem Text weiter in dieses Themenfeld.

Obwohl die meisten sich dessen kaum bewusst sind, hat die Bodengesundheit sehr viel mit unserer Gesundheit zu tun. Um die obige Frage zu beantworten müssen wir uns etwas eingehender mit Bodengesundheit beschäftigen.

Was kennzeichnet einen gesunden Boden?

Der gesunde Boden ist der Lebensraum für unzählige Mikroorganismen. Einige davon können wir mit bloßem Auge sehen, die Mehrzahl bleibt unserer Beobachtung jedoch verborgen.

Boden ist also ein Gemisch aus Mineralpartikeln und organischer Substanz, zu der neben den Pflanzenbestandteilen und dem Humus eben auch die oben genannten Mikroorganismen gehören.

Diese Bodenlebewesen verbauen den Boden. Damit haben sie eine sehr wichtige Aufgabe. Denn ca. die Hälfte der Bodenmasse sollte Luft und Wasser sein. Das geht aber nur, wenn der Boden gut verbaut ist und eine gute Krümelstruktur aufweist.

Man kann sich das so vorstellen, dass die Bakterien aus den Bodenmineralien Ziegelsteine bilden. Diese werden von den Pilzhyphen zu Mauern zusammen gebaut. Die Protozoen und Nematoden und die übrigen bauen Fenster und Türen in das System. Damit gibt es Wohnraum für alle und einen großen Artenreichtum unter der Erdoberfläche.

Außerdem ist der Boden dadurch wie ein Schwamm und kann sehr viel Wasser aufnehmen und halten. Andernfalls fließt das Wasser obererdig ab und es kommt einerseits zu Hochwasser, aber dann auch zu Trockenheiten, weil kein Wasser mehr im Boden ist, das über die Pflanzen verdunsten kann und damit der Wasserkreislauf gestört ist.

Die Schwammfunktion des Bodens ist also ein ganz wichtiger Aspekt. Sie bekommen wir nur durch artenreiche Bodenorganismen bis weit in den Boden hinein.

Der Kreislauf der Nährstoffe

Durch ein großes Fressen und Gefressen werden im Boden kommt es zum Kreislauf der Nährstoffe. Die Pflanzen werden in einem gesunden Boden mit allem versorgt, was sie brauchen.

Man weiß inzwischen immer mehr Details. So kann die Pflanze z.B. mit Phosphor abbauenden Bakterien kommunizieren und Phosphor im wahrsten Sinne des Wortes „bestellen“. Da Bakterien jedoch sehr, sehr klein sind, können sie nur schwer große Strecken im Boden zurücklegen, die nötig wären, um zu den „Phosphor-Abbaugebieten“ zu kommen. Das lösen sie, indem sie sozusagen „per Anhalter“ mit Pilzhyphen mitfahren, die sich relativ schnell durch den Boden bewegen können. Am Ziel angekommen bauen die Bakterien den Phosphor ab und die Pilzfäden übernehmen dann gleich noch die Lieferung an die Pflanze.

So werden immer mehr spannende Zusammenhänge im Boden entdeckt. Nur durch genügend Bodenleben kann also der Nährstoffkreislauf im Boden funktionieren und auch nur dann können Pflanzen mit genügend Nährstoffen versorgt werden.

Soweit zum gesunden Boden. Tatsache ist jedoch, dass es unserem Boden sehr schlecht geht. „Wenn die momentane Degradierung so weiter geht, wird in 60 Jahren aller Boden verschwunden sein.“ (Quelle: UN)

Das liegt daran, dass kaum noch Leben im Boden ist. Der Boden ist nicht mehr verbaut, hält nicht mehr zusammen, sondern wird durch Wind und Wasser abgetragen. Der Nährstoffkreislauf funktioniert nicht mehr und unsere Pflanzen haben weniger Nährstoffe. Die Schwammfunktion ist zum großen Teil verloren gegangen.

Dabei liegt der Unterschied hier nicht so sehr darin, ob ein Boden biologisch oder konventionell bearbeitet wird, sondern ob Boden auf- oder abbauend gearbeitet wird.

Welche „Boden-Behandlungsmethoden“ sind eher schädlich?

Aus dem oben beschriebenen ergibt sich, dass alles schädlich für den Boden ist, was Bodenleben oder dessen Wohnraum zerstört.

Dazu gehört die Bodenbearbeitung. Ein Boden ohne Bedeckung ist wie eine Wunde in der Haut. Der Boden wird dadurch bei Sonnenschein sehr schnell sehr heiß, was die Bodenorganismen nicht überleben. Jeder Regentropfen führt zu einer Verdichtung der Bodenoberfläche, so dass die Bodenorganismen nicht mehr so gut mit Sauerstoff und Wasser versorgt werden. Das Wasser fließt eher oberflächlich ab, als in den Boden einzusickern und nimmt dabei wertvolle Bodenpartikel mit.

Alle Gifte haben Auswirkungen auf das Bodenleben. Auch bei der biologischen Bewirtschaftung sind bestimmte Gifte erlaubt, wie z.B. Kupfer. Auch das tötet Bodenorganismen.

Generell müssten wir uns fragen, ob es so sinnvoll ist sich von Nahrungsmitteln zu ernähren, die jährlich neu angebaut werden müssen. Denn damit ist die Zerstörung des Bodenlebens verbunden. Vielleicht sollten wir umdenken und weniger Getreide anbauen und z.B. mehr und mehr durch Anbau von Nüssen ersetzen?

Wer die Paleo360 Prinzipien bereits für sich entdeckt hat, der hat damit vermutlich eh keine Probleme und hat erkannt, dass eine einseitige Ernährung, die auch eine hohe Entzündungslast mit sich bringt keine gute langfristige Gesundheits-Strategie ist :)

Welche „Boden-Behandlungsmethoden“ sind förderlich?

Boden aufbauende Anbaumethoden sind eine ständige Bodenbedeckung und wann immer möglich lebende Wurzeln im Boden. Denn die Pflanzen füttern über ihre Wurzeln die Bakterien, die dann wiederum als Futter für die anderen Bodenorganismen dienen.

Außerdem spielt Artenreichtum eine große Rolle. Unterschiedliche Pflanzenarten haben unterschiedlich tiefe Wurzeln und versorgen damit unterschiedliche Bodenorganismen.

Bodenbearbeitung sollte auf ein Minimum beschränkt werden. Als Beispiel sei hier das Schicksal des Springschwanzes beschrieben. Es gibt einen Springschwanz, der an der Bodenoberfläche lebt. Um sich vor Feinden in Sicherheit zu bringen, hält er seinen Schwanz wie eine Sprungfeder unterm Körper, durch die er bei Bedarf hochschnellen kann. Er hat außerdem Fühler, um sich in seiner Umgebung zurechtzufinden. Zum Schutz vor Sonnenstrahlen ist er pigmentiert. Dann gibt es einen tiefer im Boden lebenden Verwandten. Er hat einen sehr verkümmerten Schwanz. Denn außer Kopfweh würde ihm ein Sprung nichts einbringen. Er ist auch nicht pigmentiert, denn Sonne gibt es in seinem Wohngebiet nicht. Auch seine Fühler sind sehr viel kleiner, damit er sich durch den Boden fortbewegen kann. Wenn man sich jetzt vorstellt, der Boden wird durch den Pflug oder die Schaufel umgedreht, dann verändert sich der Wohnraum derart, dass beide Arten nicht überleben können.

Eine weitere wichtige „Boden-Behandlungsmethode“ sind Tiere im System. In der Natur gibt es kein Ökosystem ohne Tiere. Sie tragen sehr zum Artenreichtum des Bodenlebens bei und schaffen zusätzliche Wohnräume. So stellen Huf- oder Klauenabdrücke kleine Mikro-Ökosysteme dar. Außerdem werden die Tiere von den Mikroorganismen auch gerne als „Taxi“ verwendet. Jede zusätzliche Tierart vervollständigt den Nährstoffkreislauf.

Das sind also die Prinzipien um den Boden aufbauend zu bearbeiten. Die Landwirte sind gefordert, denn leider lernt man diese Prinzipien noch kaum in den Landwirtschaftsschulen. So anzubauen erfordert sehr viel Umdenken.

Am Ergebnis sollt ihr sie erkennen

Nach den oben dargestellten Zusammenhängen, stellt sich nun die Frage, woran ich als Verbraucher erkennen kann, ob der Boden auf- oder abbauend behandelt wird. Am besten ist es natürlich man kennt seinen Anbauer und kann sich mit ihm über unten genannte Fragen unterhalten, um sich dann selbst ein Bild zu machen.

Aber man schmeckt es auch!

Die etwas älteren unter den Lesern werden bestimmt das Gefühl kennen, dass man manchmal in eine Tomate oder eine Kohlrabi reinbeißt und denkt „Wie bei Oma!“

Unser Geschmack ist also eigentlich bestens dazu ausgerüstet Qualität zu erkennen. Das Problem ist, dass wir unser System nicht mehr geeicht haben.

Da können wir uns mit einem Refraktometer behelfen, um den Brixwert zu bestimmen. Das ist ein Gerät zur Dichtebestimmung von Flüssigkeiten. Die Dichte wird von dem Nährstoffgehalt im Pflanzensaft bestimmt. Man kann also sagen, je höher der Wert im Refraktometer, desto gesünder der Boden. Bei modernen auf hohen Zuckergehalt gezüchteten Pflanzen könnte der Zuckergehalt den Wert etwas verfälschen. Hat man jedoch mal einige Pflanzen untersucht und dann auch seinen Geschmack wieder geeicht, dann merkt man sehr leicht den Unterschied, ob etwas eben nur süß oder gehaltvoll ist. Kleinere Pflanzen – z.B. Cocktail-Tomaten oder kleine Kohlrabi – haben von vorne herein einen höheren Brixwert.

Es macht Spaß mal etwas damit zu experimentieren. Ich selber habe vor einiger Zeit mal ein ganzes Jahr jede Tomate, die mir in die Finger kam, getestet. Nur sehr selten hatte ich eine mit einem Wert von 7. Ab 7 – kann man sagen – schmeckt eine Tomate erst nach Tomate. Das war dann in der Regel eine Cocktail-Tomate. Dabei hat es keinen Unterschied gemacht, ob die Tomate konventionell oder biologisch angebaut wurde.  Inzwischen kann ich den Brixwert einer Tomate recht genau sagen, auch ohne Refraktometer.

Mehr erfährst du im Vortrag von Viviane, den sie uns um Paleo360 Podcast gehalten hat:

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Fragen an den Erzeuger

Sollte man das Glück haben den Erzeuger seiner Lebensmittel persönlich zu kennen, dann kann man sich am besten mal mit ihm unterhalten.

Folgende Fragen bieten sich an:

„Was machst du für die Mikroorganismen im Boden?“  Wenn man da nur Fragezeichen in seinen Augen sieht, hat er sich da wohl noch nicht sehr viel Gedanken gemacht.

„Wie viele verschiedene Pflanzen wachsen bei dir in einem Jahr auf dem Acker?“ Selbst wenn nur eine Hauptfrucht angebaut wird, können sehr viel mehr als Zwischenfrucht angebaut werden, um damit den Artenreichtum zu erhöhen. Eine gute Antwort wäre also 10 bis 20 oder mehr.

„Wie sorgst du dafür, dass du den Boden so wenig wie möglich bearbeiten musst?“ Hier könnten als Antwort die Stichworte Bodenbedeckung, Mulchen,  Direktsaat oder Fruchtfolge fallen. Wir haben ja oben erfahren, je weniger Bodenbearbeitung um so besser. Pflügt also jemand, sät dann ein und striegelt den Boden so oft es geht, dann werden jedes mal die Bodenorganismen zerstört.

„Hast du auch Tiere bei dir auf dem Acker?“ Damit sind nicht in erster Linie Hasen, Hamster und Co. gemeint, obwohl das natürlich gut sein können. Sondern es geht z.B. um ein geplantes Beweiden der Zwischenfrucht mit Schafen oder Rindern. Auch Hühner können gezielt im Beet eingesetzt werden, um dem Boden Gutes zu tun.

„Wie lange liegt dein Boden im Jahr unbedeckt?“ Im besten Fall ist hier die Antwort „Gar nicht.“ Denn es kann z.B. schon in einen stehenden Getreidebestand reingesät werden. Wird das Getreide dann gedroschen, steht da direkt schon wieder eine Pflanze, die das Bodenleben versorgen kann.
„Wie hoch ist der Humusgehalt in deinem Boden und was machst du, um ihn zu erhöhen?“ Ein Boden braucht 3 % Humusgehalt, damit die Bodenorganismen so einigermaßen davon leben können, je mehr, desto besser. Ein Landwirt, der darauf bedacht ist seinen Boden aufzubauen, wird einem den Wert nennen können und vielleicht auch schon, wie er sich über die Zeit mit welchen Maßnahmen verbessert hat. Zum Vergleich: Viele Äcker haben heute nur noch einen Humusgehalt von 0,5 oder 1%.

Unser Boden – unsere Verantwortung

Ein gesunder Boden geht uns alle an. Mit jedem Bissen entscheiden wir, ob Boden auf- oder abgebaut wird. Dieser Verantwortung sollten wir uns stellen. Es gibt große Parallelen zwischen dem Artenreichtum im Boden und in unserem Darm. Das sagenumwobene Mikrobiom umspannt uns alle – und lebt in uns. Welch faszinierende Vorstellung. Wir sind mehr von der Gesundheit des Bodens abhängig, als wir es uns vielleicht bewusst ist.

Viviane Theby ist Tierärztin und Landwirtin. Wer mehr über ihre Arbeit erfahren möchte schaut gerne und einfach auf der Webseite des Permakultur Scheuerhofs vorbei.

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Geschrieben von Anja

Anja hat Ernährungswissenschaften (B.Sc.) und Toxikologie (M.Sc.) studiert und beschäftigt sich seit 2015 mit dem Paleo-Gedanken und Paleo-Lebensstil, der ihr unter anderem ein wunderbares Mindset für den Alltag, ihre Arbeit und auch den Ausdauer- und Kraftsport bringt. Alles in allem beschäftigt sie wie der Mensch wieder einen integrativen Lebensstil mit der Natur leben kann – unter Einbezug auch moderner Errungenschaften.
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